Theologe empfiehlt Bremer Katholiken risikofreudige Investitionen

100 Teilnehmende reden beim Stadtpastoraltag über ihre Kirche

Der Bochumer Pastoraltheologe Matthias Sellmann hat der katholischen Kirche in Bremen empfohlen, sich risikofreudig in die Zukunft zu entwickeln und sich dafür konkrete Ziele zu setzen. Die Kirche müsse überlegen, wo sie in der Hansestadt gebraucht werde und sie nach vorne bringe, sagte Sellmann am Wochenende in Bremen.

Der Theologe äußerte sich vor fast 100 Teilnehmern eines analogen und digitalen Stadtpastoraltags, auf dem es um die Weiterentwicklung in Kirchengemeinden, katholischen Verbänden und Einrichtungen ging.

Grundlage dafür war eine Umfrage zur Zukunft der Kirche von Anfang 2021, aus deren Antworten eine Arbeitsgruppe eine Vision mit dem Titel „Kirche kann“ entwickelt hatte. Sellmann sagte, diese Überschrift erinnere ihn positiv an das „Yes we can“ von Barack Obama und den Satz „Wir schaffen das“ von Angela Merkel.

Der Leiter des Zentrums für angewandte Pastoralforschung in Bochum empfahl der Kirche, die Gesellschaft nicht als Bedrohung zu verstehen, sondern als Sprungbrett. Sie sollte Bündnispartner in der Stadt suchen, zum Beispiel bei der Feuerwehr, der Polizei, in Kinos oder bei Künstlern.

„In neue Projekte investieren und über Kraftquellen nachdenken“

Sellmann gab den Teilnehmern eine Checkliste zur konkreten Umsetzung messbarer Ziele mit und riet dazu, in neue Projekte zu investieren und über die eigenen geistlichen Kraftquellen nachzudenken. „Wir wollen hier keine Kirche sein, die im Keller von Bremen das Licht ausmacht“, betonte der Theologe.

Nach Ansicht der Intendantin von Radio Bremen, Yvette Gerner, haben der öffentlich-rechtliche Rundfunk und die Kirchen gemeinsam, dass sie sich fragten, wie sie zum Gemeinwohl beitragen könnten. Die Kirchen seien nicht die einzige gesellschaftlichen Gruppen, die überlegten, wie sie die Jugend gewinnen könnten.

Bode: Bremen ist ein Seismograph für Entwicklungen im Bistum

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode bezeichnete Bremen als ein ganz spannendes pastorales Feld. Der Bischof sieht die Diaspora-Situation in der Großstadt als Seismographen für Entwicklungen, die sich künftig im gesamten Bistum zeigen werden.

„Wir haben hier das internationalste Publikum im Bistum Osnabrück“; es sei von großer Buntheit und Verschiedenheit geprägt. Bode empfahl sich auf einige wenige konkrete Ziele zu beschränken.

Am zweiten Tag überlegten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Kleingruppen, welche Schwerpunkte die katholische Kirche in Bremen in Zukunft setzen sollte. Unter anderem war von einem Perspektivwechsel die Rede und von der Einbeziehung des Alltags. Die Ergebnisse sollen in den Stadtpastoralrat eingebracht werden.

Wübbe: Übernehmen Sie sich nicht!

Am Ende der Tagung lobte der Osnabrücker Weihbischof Johannes Wübbe das Engagement der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Das ist nicht selbstverständlich.“ Nun müsse auch entschieden werden, „was Sie nicht mehr machen“. Wübbe gab außerdem den Ratschlag „Übernehmen Sie sich nicht!“ auf den Weg.

 


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Über die Kirche in Bremen sprachen (von links): Moderatorin Nicole Muke, Bischof Franz-Josef Bode, Intendantin Yvette Gerner und den Pastoraltheologen Matthias Sellmann. Foto: Christof Haverkamp